Georgien: Kazbek (5034m) Südostwand
2 Ruhetage und die Krönung unseres Trips | |
29. Mai - 1. Juni 2008 |
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2 Tage Pause
Die Dauer unseres Aufenthaltes im Gebirge war großzügig kalkuliert und durch die überraschend vielen Schönwetter-Tage hatten wir auch schon weit mehr erreicht als wir eigentlich vor hatten. So machte es uns gar nichts aus, dass wir wegen dem stürmischen Wetter 2 weitere Tage pausierten. Da ich zu jeder Tages- und Nachtzeit schlafen und essen kann, gestalteten sich die Ruhetage recht kurzweilig. Außerdem gab es keinen nennenswerten Niederschlag mehr und wir hofften, der zuvor gefallene Neuschnee würde sich weiter setzen und die Verhältnisse im oberen Teil der SO-Wand verbessern.
Kazbek (5034m) Südostwand
Kaukasus – Georgien | |
Ski- und Eistour am 31.5.2008 |
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Tour 38/08
Dieses Mal starteten wir wieder sehr früh stiegen zum dritten Male den Steilhang zur Kapelle und weiter zum Einstieg der SO-Wand auf. Der Harschdeckel war pickelhart und unangenhem zu gehen oder anders ausgedrückt – ich war zu faul die Harscheisen auszupacken… Rasch waren wir wieder im Einstiegscolouir und es ging wieder zu Fuß, mit Steigeisen und Eisgerät bewaffnet, steil aufwärts. Das Wetter war gut und die Morgensonne tauchte die Eiskuppe über unseren Köpfen in zartes Rosa. Trotzdem nahmen wir uns nur wenig Zeit zum Fotografieren. Unsere Spuren vom Versuch vor Tagen waren nicht mehr vorhanden, trotzdem gewannen wir schnell an Höhe. Wir achteten genau auf die Beschaffenheit des Schnees und dessen Untergrund um gleich im Aufstieg eine fahrbare Linie zu finden und potentielle gefährliche Stellen wie Blankeis oder Bruchharsch zu vermeiden. In der Schlusswand oberhalb des Gendarmen kamen wir mit unseren Eisgeräten zwar wieder auf Eis, doch war die Schneedecke dicker und viel kompakter als bei unserem ersten Aufstieg. Auch das Seil blieb diesmal im Rucksack. Am Ausstieg deponierten wir die Rucksäcke um dann ohne Balast mit Ski zum zweiten mal auf den Gipfel zugehen. Wenn man schon Mal da oben ist.. Die Sonne schien und ein riesiges Wolkenmeer lag unter uns. Nur der eisige Wind, der uns hier oben wieder begleitete, machte die Sache etwas ungemütlich.
Nach wenigen Schwüngen waren wir wieder bei unseren Rucksäcken und bereiteten uns auf die bevorstehende Abfahrt vor. Rucksack ordentlich gepackt, Schuhe zugenknallt und Z-Wert-Schraube der Bindung kontrolliert – vorsichtig rutschen wir an die Kante und schauen nach unten – jo, do gehts gonz sche obi! Langsam fährt Peter in die Flanke ein und macht den ersten Schwung, den zweiten und den dritten. Es geht ganz gut und ich komme nach. Abwechselnd fotografierend bzw. fahrend setzten wir die Abfahrt fort. In Wandmitte gab es sogar herrlichen Pulver, in dem man es trotz der Steilheit richtig stauben lassen konnte. Ein paar kurze Bruchharschpassagen brachten wir ebenfalls problemlos hinter uns und schon bald waren wir zurück am Einstieg. Was für eine Abfahrt!
Höhenunterschied gesamt: 1360 Hm
Wandhöhe: ca. 900 Hm
Schwierigkeit: russisch 3B, Eis bis 50/55°
Wetter u. Verhältnisse: sonnig bei wolkenlosem Himmel – Wolkenmeer unter uns. Im Gipfelbereich mäßig starker, eisiger Wind.
Am Morgen tragfähiger Harsch zum Einstieg; in der Wand Pulver bis Trittschnee. Bei der Abfahrt gut gesetzter Neuschnee, Pulver und kurze Stellen Bruchharsch, unten auch Firn/Sulz.
GPS-Track <-DOWNLOAD-> Overlaydatei
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Abstieg von der Meteostation (3676m) nach Kazbegi
Kaukasus – Georgien | |
Skitour am 1. Juni 2008 |
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In diesem Gebiet hatten wir nun eigentlich alles gemacht was Sinn macht und weit mehr als geplant. Nachdem wir ausgeschlafen waren packten wir am Vormittag des 1. Juni nach dem Frühstück gemütlich unsere Rucksäcke. Wir verabschiedeten uns von Levan und begannen mit der Abfahrt nach Kazbegi. Super Firn bescherte uns noch einmal ein tolle Abfahrt, die auch der schwere Trekkingrucksack nicht trüben konnte. In einem Graben schwindelten wir uns auf den allerletzten Schneeflecken ziemlich weit hinunter, so dass wir die Ski nur ca. 30 Minuten bis zur Kirche (Zminda Sameba -Dreifaltigkeitskirche) tragen mussten. Nach einer kurzen Besichtigung folgte der weitere Abstieg über den steilen Fußweg hinunter nach Gergeti und über Fluss nach Kazbegi, wo wir wieder das schon bekannte Privat-Quatier bezogen. Da wir es uns noch etwas gemütlich machen wollten und wir außerdem noch Geld brauchten, es aber Sonntag war und die Bank geschlossen hatte, blieben wir noch eine Nacht um erst am nächsten Morgen zurück nach Tiflis zu fahren.
Höhenunterschied: ca. 1800 Hm davon ca. 1200 Hm Abfahrt mit Ski
Wetter u. Verhältnisse: wolkenlos und warm, tlw. leichter Wind.
Von der Meteostation über den Gletscher tragender Harsch (hart), dann Firn bis zum Schluss.
Mit war: Peter S.
am 18. Juni 2008 um 22:31 Uhr.
Hallo Andi,
Glückwunsch zu der tollen Linie! Sehr schöne Fotos, inspirierierende Berichte. Werde im Sommer auch in Georgien (und im Iran) unterwegs sein, freu mich schon sehr!
Viele Grüße
Christian
am 20. Juni 2008 um 15:04 Uhr.
Hi Andi! Gratuliere zu dieser besonderen Bergreise, mich frißt ein bißchen der Neid. War wohl selbst vor zwei Jahren am Kasbek, aber diese zwei Eistouren, die SO wand und eure Eingehtour hätten mich auch gejuckt.
Wie habt ihr die Tour organisiert? Selbst? Vor Ort? Übers Internet? Jedenfalls habt ihr phantastische Touren in einer großartigen Szenerie unternommen, es grüßt ein etwas neidischer
Hais
am 11. Juli 2008 um 23:26 Uhr.
Mensch Andi!
Was für ein Reisebericht mit tollen Fotos und Touren. Eine inspirierende Eindrücke hast Du aus Georgien mitgebracht, spannend zu lesen.
Viele Grüße, Stephan
am 12. Mai 2013 um 01:25 Uhr.
Nachdem die SO-Rinne dieses Jahr Ende April ziemlich schlechte Verhältnisse hatte hab ich eine schöne (bisher unveröffentlichte?) sehr empfehlenswerte Abfahrt durch die S-Flanke gefunden. Näheres unter gps-tour.info
Gi