Hochfernerspitze (3470 m) – Nordwand

Hochferner NW, Zillertaler Alpen – Pfitschertal
Eistour am 22. u. 23. Oktober .2011

Tour 55/11

Natürlich war die Hochferner-Nordwand schon lange auf meinem geistigen Wunschzettel ganz weit oben, daß ich aber noch diesen Herbst dazu komme war dann doch eine große Überraschung. Mario holte mich am Samstag Nachmittag am Hauptbahnhof Innsbruck ab. Über den Brenner und nach einem kurzen Zwischenstopp in Sterzing ging es mit dem Auto bis zur dritten Kehre der Pfitscherjoch-Straße, wo auch der offizielle Parkplatz der Hochfeiler Hütte ist. Mit ungewohnt schweren Rucksäcken wanderten wir gemütlich in das völlig einsame und in herbstlichen Farben leuchtende Oberbergtal. Unser Ziel war das Günther-Messner-Biwak am Fuß der Nordwände. Zu unserer Überraschung residierten wir ganz alleine in der bescheidenen aber sauberen und gut ausgestatteten Unterkunft. In vier Decken gewickelt und mit Radler, Knabbermix und Thai-Nudeln bestens versorgt (danke Natalie für den Tipp!), war es ein angenehmer Abend mit einem Hauch von Abenteuer.

Die Biwakschachtel mit dem Hochferner im Hintergrund

Anders als bei Hochtouren üblich hatten wir am Morgen keinen Stress. Erst kurz vor acht Uhr brachen wir auf und erreichten den Einstieg nach einer guten halben Stunde. Wir stiegen links des ersten Eisbruches ein und legten die ersten Höhenmeter seilfrei zurück. Wir entschieden uns jedoch bald das Seil auszupacken und direkt über den blanken Gletscher zur nächsten Steilstufe aufzusteigen. Am langen Seil mit Tibloc-Sicherung waren wir auch so relativ schnell unterwegs und standen schon bald vor dem oberen Bruch. Die im Frühjahr leichteste Variante durch die Rinne rechts war keine Option, auch die Vanis-Variante ist bekanntlich dem Gletscherrückgang zum Opfer gefallen, also blieb für uns nur der direkte Weg durch den Eisbruch – was aber auch die schönste Linie war.

Beginn der Variante durch den Eisbruch

Mario klettert die Schlüsselstelle (80°) voraus

Über die kurzen aber steilen Aufschwünge (bis 80°) sicherten wir vier Seillängen von Standplatz zu Standplatz, ehe es danach wieder am langen Seil bis in den oberen Kessel ging. Auch in diesem flachen Gletscherbecken war der Neuschnee nur von geringer Höhe und so war die Spurarbeit zwar durchaus anstrengend aber gut machbar.


Dazwischen wieder “klassische” Firnflanken-Steilheit und guter Trittschnee

Letzter Aufschwung vor dem Erreichen des oberen Beckens

Das Finale im Aufstieg stellte die darauffolgende Gipfelwand dar. Ca. 150 Hm kletterten wir noch in bis zu 50° steilem Firn bis wir den mehr oder weniger aperen Gipfelgrat erreichten. Um 13:30 erreichten wir den Gipfel der Hochfernerspitze – die Pause fiel aber angesichts des noch sehr langen Abstiegs sehr kurz aus ;)

Kurz vor dem Gipfel am Ende der Gipfelwand – hinten der Olperer

Ohne Probleme fanden wir einen leichten Weg durch die felsdurchsetzte Flanke hinunter auf den Weißkarferner. Trotz zunehmend dichter werdendem Nebel erwischten wir die optimale Route durch das Gletscherbecken und trafen auch bald auf den bereits gespurten Hochfeiler Normalweg. Anders als bei der Hochfeiler Nordwand im Frühling 2009 mussten wir diesmal alles zu Fuß absteigen, doch das konnte die Freude über diese “epische” Runde nicht trüben!

Galerie

fotografiert mit Canon PowerShot SX 130 IS

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Alle Fotos © Mario Zot u. Andi Riesner

Route: 3. Kehre der Pfitscherjoch-Straße (1720 m) – Günther-Messner-Biwak (2429 m) – Hochferner Nordwand – Hochfernerspitze (3470 m) – Weißkarferner – Unterberghüten – Pfitscherjoch-Straße.
Höhenunterschied gesamt:
1960 hm

Wandhöhe:
ca. 900 Hm
Anforderungen: meist um 50°, Stellen bis 80° bei der von uns begangenen Variante durch den Eisbruch; Abstieg zum Weißkarferner durch eine felsdurchsetzte Flanke max. I-II

Wetter u. Verhältnisse: Bis Mittag (Gipfel) wolkenlos, später von Süden her Wolken und Nebel.
Gipfelhang harter, guter Trittfirn, ansonsten ziemlich blank. In den flachen Becken ca. 20cm Pulver auf harter Oberfläche.

Mit war: Der Mario

Führerliteratur: Firn- und Eisklettern in den Ostalpen und online hier.

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Ein Kommentar zu “Hochfernerspitze (3470 m) – Nordwand”

  1. mk

    Hallo Andi,
    Glückwunsch! Sieht sehr eindrucksvoll aus. Staunend standen wir 2005 auf dem Berliner HW vor dieser Wand. Eure Fotos sind genial geworden!
    Beste Grüße

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