Tajikistan 2009: Lyap Nazar (5990 m)

Tadjikistan – Zentralpamir – Yazgulem Range
Ski- u. Eistour am 20. August 2009

Tour 53/09

Die Nacht in unserer Höhle war überraschend mild und erholsam! Um 3 Uhr läutete der Wecker. Ganz gemütlich und ohne Hektik wurde gefrühstückt und zusammengepackt. Irgendwann mussten wir aber doch aus dem kuscheligen Schlafsack und tauschten die Daunensocken mit den Skischuhen. Das Material welches wir am Gipfel nicht brauchen konnten ließen wir alles im Schneeloch zurück und machten uns nach 2 (!) Stunden auf den Weg.
Der Schnee war super durchgefroren und rasch stiegen wir höher. Auch die Steilheit nahm schnell zu und wir waren froh von Beginn an mit Steigeisen und Pickel unterwegs zu sein. Ein Felskopf zwang uns links vom Grat auszuweichen – über eine sehr steile, twilweise blanke Flanke erreichten wir wieder den Grat. Für mich war klar dass ich über dieses Teil nicht mit Ski abfahren würde, noch dazu bricht unter dieser Flanke die Wand direkt auf den darunter liegenden Gletscher bis ins Tal ab… das klassische “Auslaufgelände” war also auch nicht vorhanden.  Es folgten noch mehrer relative steile Aufschwünge bis wir dann die Ski anschnallen konnten und mit den Fellen weiter aufsteigen konnten. Als wir den Vorgipfel erreichten hüllte sich der Hauptgipfel noch in Wolken und wir checkten einmal die Uhrzeit. Ein Blick reichte und es war klar: Jetzt müssen wir da auch rauf! Die Verhältnisse und das Wetter war sehr gut – nichts sprach dagegen.
Nach wenigen Metern Höhenverlust zwischen Vor- und Hauptgipfel arbeiteten wir uns den nach oben hin immer steiler werdenden Gipfhang aufwärts. Die Wolken waren verschwunden und wir erreichten den Gipfel bei astreinem Sonnenschein und einer gewaltigen Fernsicht!

Nach der üblichen Gipfelprozedur (Fotos, Müsliriegel, trinken etc…) schnallten wir unsere Brettln an. Die tragende Harschdecke mit wenigen Zentimetern Neuschnee drauf machten auch die Abfahrt zum Genuß. Zumindest bis zu dem Punkt wo wir uns entschieden über eine Rinne nach Westen abzufahren um der steilsten und gefährlichste Stelle am NW-Grat auszuweichen. Außerdem hätte man kurz vor unserem Camp sicher zwei bis drei mal kurz abschnallen müssen – wir wollten ja eine durchgehende Abfahrt ;)
Was in der Rinne folgte hatte dann mit Genuß gar nichts zu tun. Da das Colouir nach Westen ausgerichtet war hatte die Sonne bereits volle Arbeit geleistet und der Büßerschnee hatte Formen erreicht die an einen überdimensionalen Eierkarton erinnerten. Trotzdem war es uns möglich die gesamte Strecke ohne abzuschnallen zu fahren. Als wir am darunterliegenden Gletscherbecken angelangten war es mittlerweile richtig heiß und der folgende Gegenanstieg zurück auf den Sattel zu unserer Biwakhöhle war einigermaßen mühsam… Doch auch dieser Hang hatte ein Ende. Bevor wir unsere Abfahrt über Einstiegs-Eiswand fortsetzten packten wir alle unsere Utensielien vom Camp ein und tankten Flüssigkeit auf. Es folgte eine sehr anspruchsvolle aber problemlose Abfahrt über das Esschild hinunter auf den Gletscher. Auch die großen Querspalten konnten wir mit beherzten Sprüngen überwinden. Nach den letzten Schwüngen in feinem Firn folgte nach dem Vergnügen noch die Pflicht – der Abstieg über den schuttbedeckten Gletscher zurück ins Basislager. Am Weg dort hin nahmen wir auch noch die Koordinaten des Gletecherendes für unserern Vollblut Geomorphologen Markus auf.

Voller Freude über den Erfolg erreichten wir das Zelt wo Markus schon mit fertig gekochter Suppe auf uns wartete – das nenn ich mal einen super-Service!

Höhenprofil
GPS-Track -DOWNLOAD
(rechte Maustaste -> Ziel speichern unter…)

Höhenunterschied gesamt: 1366 Hm Aufstieg inkl. Gegenanstieg und 2423 Hm Abfahrt/Abstieg
Streckenlänge: 15,7 km Auf- und Ab bis Basislager

Anforderungen: Firn/Eis bis 55/60°; wegloser Zustieg zum Gletscher über Schutt und große Blöcke;
Wetter u. Verhältnisse: meist blauer Himmel mit harmlosen Quellwolken, sonnig und mild, kaum Wind.
Am NW-Grat überwiegend Trittfirn aber auch stellen mit Blankeis und Büßerschnee; Im oberen Teil (wo man mit Ski gehen konnte) überwiegend tragender Windharsch. Bei der Abfahrt durch die Westrinne übler Büßerschnee, in der Eisflanke ab Sattel hart aber griffig – ganz unten auch etwas eisig. Zuletzt auch noch richtig schöner Firn.

Mit war: Peter S.

Galerie

6 Kommentare zu “Tajikistan 2009: Lyap Nazar (5990 m)”

  1. Christian

    Hallo Andi, das sieht ja echt supertoll aus! Herzlichen Glückwunsch!
    Viele Grüße aus München
    Christian

  2. Andi

    DANKE!

  3. didi.o

    Super Tourenbericht. Gratuliere euch zur eurem grandiosen Gipfelsieg!

  4. mk

    Hallo Andi,
    vielen Dank für den exklusiven Privatvortrag dieser herrlichen Reise.
    Und viel Erfolg für den öffentlichen Vortrag!
    Liebe Grüße von Familie Klüber

  5. Andi

    Hey ihr 3!

    Hat mir große Freude bereitet Euch wieder einmal gesehen zu haben!

    lG Andi

  6. Sharipova

    Hi,

    Ich bin aus Tadschikistan. Habe zufällig Ihr Bericht gesehen und es hat mich gefreut, dass Sie in Tadschikistan waren und unsere Gipfel Ihnen gefallen haben :)

    Viele Grüße
    Nigina

Einen Kommentar schreiben: