Großlitzner (3109 m) – Großes Seehorn (3121 m)
Überschreitung, Silvretta – Kromertal | |
Hochtour am 22. August 2010 |
Tour 34/10
3 Uhr morgens, der Wecker klingelt – schnell noch einmal auf die Schlummertaste gedrückt und Augen zu… ich weiß, dass wir heute schnell sein werden, und auch in einer halben Stunde bereit zum Abmarsch sind. Um punkt 4 Uhr sitzen wir auf den Mountainbikes und machen uns im Schein der Stirnlampen auf den Weg Richtung Saarbrücker Hütte. Ich fahre als Letzter los und bereits nach wenigen Metern steht Markus fluchend vor mir – Kette gerissen! So ein Mist… Plan B lautet, Rad auf Auto montieren und Laufschuhe für den Abstieg mitnehmen. Unter sternenklarem Himmel, direkt über uns die Milchstraße, wandern wir durch die Stille und genießen die Einsamkeit. Auf Höhe der Hütte (Bikedepot, 2468 m) bricht der Tag an und ein tolles Farbenspiel holt uns aus unseren Gedanken. Auf der Hütte ist noch alles still – so ziehen wir alleine weiter Richtung Litznersattel, den wir schneller erreichen als gedacht.
Jetzt leuchten Die Berge in sattem gelb und wir sehen den weiteren Routenverlauf ein. Über Geröll und eine steile sandige Rinne gelangen wir auf den östlichen Vorbau, wo der Fels fester wird und bereits schöne 2er-Kraxelei für Abwechslung sorgt. Problemlos finden wir den Einstieg wo uns zu unserer Überraschung ein Bohrhaken entgegnblitzt. Nach der ersten Seillänge haben uns dann auch die ersten “Verfolger” von der Hütte – eine 6 köpfige Truppe aus Tirol und Vorarlberg – eingeholt, mit denen wir gemeinsam die ganze restliche Tour im Teamwork bestreiten werden. Die vier Seillängen in denen wirklich geklettert werden muss, vergingen wie im Flug – die Kletterei war wirklich superschön: fester Fels, z. T. recht luftig und ein Ausblick wie im Bilderbuch! Da der Abstieg vom Großlitzener, wie auch vom Seehorn mehrere Abseilstellen bereit hielt, entschlossen wir uns rasch weiter zu gehen, ehe die Massen hinter uns den Gipfel stürmen. Dank einer ausgeklügelten Seillogistik war bereits die zweite Abseilstelle eingerichtet bevor überhaupt alle die erste hinter sich gebracht hatten. Zu neunt ging es dann auch weiter auf das Gr. Seehorn. Auch hier prägte Genusskletterei im 2. Schwierigkeitsgrad den Aufstieg. Fasziniert von der schlanken Gestalt des bereits hinter uns gelassenen Großlitzners gönnten wir uns am Seehorn eine ordentliche Pause.
Der Abstieg via Abseilpiste (8×25m, wir konnten Dank Halbseile einige Stände übergehen) hinunter auf den Seegletscher war dann noch einmal ein Kapitel für sich. Ob jetzt der Steinschlag, ausgelöst durch ungeduldige Besserwisser, oder deren vorbeifliegendes Sicherungs- und Abseilmaterial gefährlicher war, sei dahingestellt… Doch auch das konnte die Freude über diese Tour der Spitzenklasse nicht trüben. Nachdem wir gemeinsam mit unseren 6 Freunden auf die gelungene Tour angestoßen hatten, rumpelten Mario und ich mit Markus’ Gepäck auf den Bikes talwärts, während er leichtfüssig ohne nennenswerten Zeitunterschied laufend das Ziel erreichte.
Ein mehr als würdiger Abschluß unserer Tourentage!
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Großlitzner “Ostpfeiler”: max III+ auf der klassischen Linie, wir sind den neuen Bohrhaken gefolgt – Stelle IV-, meist um III. 4 Seillängen (5 Seillängen wenn man das leichte Gelände zum Gipfelkreuz mitrechnet), ca. 185 Klettermeter bei 100 Höhenmeter, Absicherung in Form von modernen Bohrhaken als auch Normalhaken ausreichen – wir benötigten keine mobilen Sicherungsmittel; Zustieg erfordert bereits Schwierigkeitsgrad II; Abstieg durch Abseilen (siehe Überschreitung zum Seehorn).
Überschreitung zum Gr. Seehorn: vom Gipfel des Großlitzner 3x ins Eisjöchle abgeseilt, weiterer Aufstieg über den SO-Grat Stellen II, 330 Klettermeter bei 140 Höhenmeter. Abstieg vom Gr. Seehorn via Abseilpiste bis auf den Seegletscher. Wir benötigten keine Steigeisen – sollte man aber dabei haben für harte Schneeverhältnisse bzw. wegen Blankeis.
Höhenunterschied gesamt:1480 Hm
Aufstieg: bike: 700 Hm/5,6 km hike: 540 Hm climb: 240 Hm
Wetter u. Verhältnisse: sonnig und warm, am Vormittag wolkenlos, später leichte Quellbewölkung; der Fels war überall trocken , Abstieg über den Seegletscher war ohne Steigeisen möglich.
Mit waren: Markus Keuschnig und Mario Zott
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am 7. September 2010 um 23:15 Uhr.
Andi, das war tatsächlich eine großartige Tour… wunderschönes Panorama und gemütliches Klettern!
und das Abseilen war zu 9. mit immer drei eingerichteten Abseilstrecken halb so wild – abgesehen von fliegenden Tuber und mannsgroßen Blöcken, die uns knapp verfehlten…
Herzliche grüße von den “Vorarlberger Freunden (von denen die Hälfte Tiroler waren)
am 8. September 2010 um 22:07 Uhr.
Hallo Matthias!
Danke für Deinen Eintrag! Du bist mittlerweile auch als Tiroler rehabilitiert (siehe oben)…
lG Andi